Einführung

Bis vor Kurzem existierte der gesamte Inhalt dieser Niederschrift ausschließlich in meinem Gedächtnis. Ich möchte damit nicht behaupten, dass andere Leute sich nicht auch an die gleichen Dinge erinnern, es ist mir jedoch nicht bekannt, dass jemand anderes etwas derartiges niedergeschrieben hat.

Es war gegen Ende 1968, ich war zu der Zeit noch in der Lehre bei AGIE, als ich eine kuriose Beobachtung machte. Ich befand mich auf dem Weg von meinem Arbeitsplatz in der Lehrlings-Abteilung in die Kaffeepause, als ich ein "Gerät" sah, dass keiner der AGIE Maschinen ähnlich sah. Es brodelte auch nicht (wie ein Stück Fleisch, das bei Fondue Bourguignonne gegart wird), sondern es zischte mit einer sehr hohen Frequenz und die Funken waren auch sichtbar, nicht in einem geschlossenen Behälter wie bei herkömmlichen Erosions-Maschinen.
Der Maschinen-Bediener war "Godi" Wettstein, ein guter Bekannter von mir. Angespornt durch meine technische Neugier schaute ich mir das "Gerät" mal von der Nähe an.

Es handelte sich um einen der ersten Versuchs-Aufbauten für eine Maschine, die mit einem feinen Draht schneiden sollte, und zwar in alle nur erdenklichen elektrisch leitenden Materialien. "Godi" erklärte mir alles sehr genau, und ich wusste, dass die erste Draht-Erosions-Maschine nicht weit entfernt war.

Ab diesem Moment besuchte ich "Godi" in regelmäßigen Zeit-Abständen, bis auch die erste Version der Steuerung auftauchte. Auch über diese erfuhr ich durch viele Fragen immer mehr, sodass ich in meiner Freizeit, nach den normalen Arbeitsstunden und an Samstagen lernte, wie man diese neue Maschine programmiert. Mit viel Geduld, Papier und Lochstreifen mit Korrekturlochungen (zu der Zeit noch mit Isolierband abgedeckt) habe ich dann auch meinen Namenszug im AGIECODE programmiert und "Godi" hat ihn anschließend auch in Messingblech geschnitten (dieses Stück Blech und den Original-Lochstreifen besaß ich auch noch .bis zum 7. August 1978, als dies und Anderes mehr von einer schlimmen Überschwemmung zerstört wurde).

Meine Faszination für die Draht-Erosion war erwacht. Ich wurde, unmittelbar nach Abschluss meiner Mechaniker-Lehre, zu einem der ersten Bediener einer AGIECUT, d.h. der ersten wirklich nutzbaren Erosions-Maschine mit Draht-Elektrode und Bahnsteuerung.

"Godi" und ich haben also die ersten Versuche und Kunden-Musterarbeiten programmiert und durchgeführt, alles selbstverständlich noch ohne nennenswerte Erosions-Technologie, die erarbeiteten wir von Fall zu Fall, im Material, welches der Kunde zur Verfügung stellte.

Diese gesamte Evolution hat natürlich auch weitere Industrie-Zweige verändert, zum Guten wie zum weniger Guten. Einige Firmen haben ihr Angebot erweitert, z.B. mir der Produktion von speziellen Drähten, die nur für die Draht-Erosion verwendet werden konnten, Aufspann-Vorrichtungen mit extremen Präzisionen und Anderes mehr. Auf der anderen Seite hat es aber auch Maschinen vom Markt verdrängt, Stempel-Feilmaschinen, einige Profil-Schleifmaschinen und weitere weniger bekannte Anlagen.

Als ich später die gesamte Arbeit mit Erosions-Maschinen und deren Programmierung an den Nagel hing (2001), entschied ich eines Tages, meine Erinnerungen an diese Zeit irgendwie festzuhalten. Was hier folgt ist also das Ergebnis.

Wie bei allen Speichermedien, kann es auch bei meinem Gedächtnis dazu kommen, dass nicht alle Informationen einwandfrei wiedergegeben werden können, z.B. der chronologische Ablauf der Dinge oder weitere Einzelheiten. Muss wohl an "Paritäts-Fehlern" liegen.

Zu Beginn verfügte ich natürlich über keinerlei Abbildungen, mit welchen ich die erklärten Einzelheiten darstellen konnte. Bei AGIE angefragt, erhielt ich auch freundlicherweise verschiedene Photos der Maschine, des Generators, der Steuerung, usw.. Andere Abbildungen fand ich im Internet, mit Hilfe von verschiedenen Such-Maschinen. Die Herkunft ist nicht bei allen ganz klar, ich bedanke mich also bei allen anonymen Firmen und Personen, die diese erstellt und irgendwann in das Internet geladen haben. Bei Bildern oder Abbildungen, von denen ich die Herkunft kenne, habe ich auch entsprechende Hyperlinks (siehe "Details", wo vorhanden) eingebaut, damit man sich weitere Informationen anschauen kann. Einige Abbildungen, die durchaus nicht auffindbar waren, wie z.B. die Darstellung des AGIECODE, habe ich selber mit Graphik-Programmen erstellt.

Ich hoffe, dass diese kleine Erzählung bei einigen Lesern Erinnerungen erneuern, und dass andere Interessenten eine Einsicht in dieses Bearbeitungs-Verfahren erhalten, welches den gesamten Werkzeug- und Formenbau revolutioniert hat.

Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihnen